Zum 100. Geburtstag eine Wohlfühloase für Hasen und Vögel

Artikel Wochenblatt vom 14. Juni 2022

Zum 100. Geburtstag eine Wohlfühloase für Hasen und Vögel

Grosse Pläne: Gerhard von Ah (l.) und Joe Nebel zeigen das Stück Land, das in den kommenden Jahren aufgewertet werden soll. Foto: Caspar Reimer

Mit nationaler und ­regionaler Unterstützung realisiert der Natur- und Vogelschutzverein Aesch-Pfeffingen ein grosses Aufwertungs­projekt.

Von: Caspar Reimer
Der Natur- und Vogelschutzverein Aesch-Pfeffingen feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass leitet und koordiniert der Verein derzeit ein Naturschutzprojekt, das in Fachkreisen landesweit für Aufsehen sorgt: Ein 25 Hektaren grosses Gebiet im Ackerbaugebiet Fiechtenagger zwischen Aesch und Reinach, Hauptstrasse und Birs wird während der kommenden zwei bis drei Jahre aufgewertet. Die Bestände von Feldhasen, Feldlerchen, Dorngrasmücken und vielen anderen Tieren sollen gefördert und so gut als möglich vor ­Umgebungseinflüssen geschützt werden: «Insgesamt 300 Meter Hecken werden das Gebiet und die Tiere darin vor frei herumlaufenden Hunden schützen», sagen die Koordinatoren des Projektes, Gerhard von Ah und Joe Nebel.

Doch dies ist nur der Anfang: Mit Feld- und Obstbäumen, Gebüschen, Brachstreifen und anderen Lebensraumstrukturen soll die Biodiversität vor Ort er­halten werden. «Zudem setzen wir Korridore zu anderen ökologisch wertvollen Gebieten, um den Lebensraum der Tiere zu vergrössern.» Gefördert wird das Projekt vom Schweizerischen Vogelschutzverband Bird Life Schweiz, der selbst ein 100-Jahr-Jubiläum feiert und aus diesem Grund in der ganzen Schweiz 100 Naturjuwelen fördert und aus­zeichnet – das Aufwertungsprojekt des Aescher Naturschutzvereins ist eines davon. Beteiligt am Projekt ist ausserdem das neue Pächterpaar des Neuhofs, Simone de Coulon und David Gschwind, die den Betrieb zukünftig unter dem Biolabel führen werden und an solcherlei Aufwertungsmassnahmen interessiert sind.


«Ich bringe verschiedene Akteure zusammen»
Ebenfalls im Boot sind die kantonale Abteilung Natur und Landschaft des Ebenrain-Zentrums, die sich auf kantonaler Ebene im Naturschutz betätigt, und die Vogelwarte Sempach. Auch Privatpersonen, die auf dem betreffenden Gebiet ein Stück Land gepachtet haben, sind beteiligt – unter ihnen etwa die Aescher Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher (SP). «Ich bringe die verschiedenen Akteure zusammen», erzählt Gerhard von Ah. «Zum Glück sind alle guten Willens, und ich muss keine Überzeugungsarbeit leisten.» Auch aus der Nachbargemeinde kommt in Form eines Geburtstagsgeschenks Hilfe: «Der Reinacher Natur- und Vogelschutzverein schenkt uns einen Tag Arbeitseinsatz. Darum sind wir froh, denn 300 Sträucher zu setzen, ist keine kleine Aufgabe.»

Am 15. Juni 1922 wurde im Hotel Jura in Aesch die Ornithologische Gesellschaft Aesch-Pfeffingen und Umgebung gegründet. Damals ging es neben Kaninchen-, Geflügel- und Taubenzucht um den Schutz der einheimischen Vogelwelt. Der Verein legte die Abgrenzung zu den Züchtern erst im Jahr 1986 mittels Statutenänderung fest und ist seither unter dem heutigen Namen bekannt.


Fürsprecher der Natur
Noch mehr als früher sieht sich der Verein heute «als Fürsprecher der Natur», wie Gerhard von Ah an anderer Stelle sagte. Immer wieder sorgt der Verein mit Projekten im Dienste der Natur für Aufsehen – beim Ersatz eines Storchennestes etwa, vor zwei Jahren im Gebiet Gmüesch, verhinderte der Verein einen Unterbruch der Brutaktivitäten der dort seit vielen Jahren erfolgreich Junge ­aufziehenden Störche. Mit Hilfe von Geldspenden konnte dort innert kürzester Zeit ein neues Storchennest erstellt werden.

Auch wenn der Verein inzwischen ein hohes Alter erreicht hat, wird er nicht müde, sich auch weiter um die Belange der Natur zu kümmern: «Nach wie vor nimmt die Biodiversität ab, gehen Bestandszahlen der meisten auf roten ­Listen vermerkten Arten zurück und geraten Lebensräume und Grünflächen unter Druck von Bevölkerung und Politik», so Vereinspräsident Patrick Schaub.